Wenn sich Aquarienbesitzer miteinander über die Haltungsbedingungen austauschen, dann geraten sie oft an den Punkt, wo es nicht mehr so einfach zu bestimmen ist, ob das eigene Aquarium oder ein x-beliebiges anderes Becken den Ansprüchen der Tiere wirklich genügt. Wenn es an dieser Stelle um die Einrichtung des Aquariums geht, ist es oft so, dass die Diskussion mit der allgemeingültigen Erkenntnis endet, die Dekoration des Aquarium sei ja sowieso nur eine Geschmacksfrage. Wohl gemerkt: Des Geschmacks des Aquarianers und nicht der Tiere!

Aquarianer-Geschmack

Den Geschmack, den Aquarianer pflegen, läßt sich sehr schön in zahlreichen Gruppen auf Facebook und anderen Webseiten beobachten, wo Aquarien der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Die Trends scheinen in den letzten Jahren auseinander zu gehen: Während sich viele Aquarianer daran machen, das Biotop in ihrem Glaskasten so natürlich wie möglich und am besten so, wie es die Fische in ihrem natürlichen Umfeld vorfinden, zu gestalten, gibt es auch die andere Seite: Aquarien, in die alles gepackt wird, was der Zoohandel an Dekomaterialien zu bieten hat: U-Boote, Sponge-Bob-Figuren, Plastikpflanzen, Wurzeln und Steine kunterbunt gemischt, Totenköpfe mit Sprudelfunktion und vieles andere.

Nur eine Geschmackfrage?

Über Geschmack läßt sich ja grundsätzlich nicht streiten. Also mal einen Blick darauf geworfen, wozu die Dekoration eines Aquariums grundsätzlich gut ist und welche Aufgaben sie zu erfüllen hat.

Die Einrichtung soll den Fischen Versteckmöglichkeiten und Revierabgrenzungen bieten ohne den freien Schwimmraum zu stark einzuschränken. Mit echten Pflanzen, Steinen und Wurzeln läßt sich diese Anforderung ganz hervorragend erfüllen und eine natürliche und ansprechende Optik erreichen. Künstliche Pflanzen, Plasikfiguren & Co. kriegen das meist auch hin. Die Optik ist dann künstlich, was, wenn sie gut gemacht ist, oft nicht einmal auf dem ersten Blick auffällt. In den USA werden Meerwasseraquarien in der Regel mit Plastikriffen ausgestattet. Auch deshalb, damit z.B. Korallen nicht aus der Natur entnommen werden müssen. In Dokuserien wie den Fisch-Tank-Kings lassen sich die Ergebnisse begutachten.

Meiner Meinung nach ist es also nicht die Optik, die grundsätzlich eine Lösung zur Aquariengestaltung ausschließt. Ich habe noch keinen fragen können, nur denke ich, dass es den Fischen relativ egal sein dürfte, wie das Aquarium optisch eingerichtet ist, so lange die Funktionalität passt. Oft kennen die Fische ihr natürliches Habitat ohnehin nicht.

Jetzt kommt dann doch noch ein dickes Aber:

Die Dekoration eines Aquariums hat auch noch deutliche Auswirkungen auf die Qualität des Aquarienwassers.  Auf vielfältige Weise beeinflussen sie die Wasserwerte. Pflanzen nehmen Nitrat, Phosphat und andere Stoffwechselprodukte der Tiere aus dem Wasser als Nährstoffe auf und geben dafür Sauerstoff wieder an das Wasser ab, der für die Fische lebensnotwenig ist. Wurzeln geben oft Huminsäuren ab, die das Wasser ansäuern, was für viele Fischarten aus Südamerika positiv ist. Zum Vorteil für ostafrikanische Buntbarsche härten kalkhaltige Steine das Wasser auf, bzw. sorgen für einen stabil hohen PH-Wert.

Küstliche Einrichtungsobjekte im Aquarium können diese Aufgaben nicht erfüllen. Dies wäre grundsätzlich kein Problem, denn mit regelmäßigen, großzügigen Wasserwechseln, Wasseraufbereitern und anderen Möglichkeiten, lassen sich die Wasserparameter auch anderweitig im grünen Bereich einstellen. Jedoch kann Plastik durchaus Stoffe an das Wasser abgeben, die so überhaupt nicht gewünscht sind. Immer wieder berichten Aquarianer von plötzlichen, unerklärlichen Ausfällen in ihrem Besatz, die zwar nur in den seltensten Fällen überhaupt direkt mit künstlichen Einrichtungsgegenständen in Verbindung gebracht werden können. Würde ich persönlich das Risiko eingehen? Auf keinen Fall!

tom
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