Der Aquaristik-Blog

Die häufigsten Anfängerfehler in der Aquaristik

Es gibt zahlreiche Ratgeber und Infoseiten, die auf die häufigsten Fehler in der Aquaristik hinweisen. Das halten auch alle ganz normal, dass man sich über die Fehler unterhalten müsste. Was leider zu kurz kommt, sind konkrete Hinweise, wie es ein Neu-Aquarianer tatsächlich machen soll und wie die Anfängerfehler möglichst wirksam vermieden können. Erst heute ist mir die Liste mit den Anfängerfehlern auf der Webseite einer Baumarktkette unter gekommen und die will ich nicht unkommentiert lassen:

Vor dem Kauf des Aquariums informieren sich die künftigen Aquarianer zu wenig über Ihr neues Hobby. Es ist sehr hilfreich, sich ein wenig in die neue Materie einzulesen. Hier geht’s zu einer Auswahl von Fachbüchern.

Leider fehlt der Link zu den Fachbüchern auch auf der Originalseite, so dass die Lösung für den Anfänger unbrauchbar ist. Es ist allerdings auch so, dass in Büchern zur Aquaristik sehr viel Unsinn geschrieben steht. Vor allem sogenannte Fachliteratur, die oft seit den 70er oder 80er Jahren nicht mehr aktualisiert wurde, ist selten auf dem neuesten Stand. In der Zwischenzeit hat sich aber auch in der Aquaristik einiges getan und der Tierschutzgedanke hat vieles in Bezug auf Mindesthaltungsbedingungen geändert. Für einen Anfänger ist es deshalb kaum möglich, aus den zahlreichen angebotenen Fachbüchern diejenigen herauszufiltern, die wirklich zeitgemäße Informationen bieten.

Das Aquarium wird sofort nach der Einrichtung mit Fischen besetzt. Das geht nach hinten los, denn viele der Fische werden nach kurzer Zeit an Nitritvergiftung sterben. Die Einlaufphase eines Aquariums von ca. 3 Wochen muss auf jeden Fall eingehalten werden. In dieser Phase bilden sich die für Ihr Aquarium lebenswichtigen Filterbakterien.
Tipp: Die Ansiedlung der Filterbakterien kann durch ein Filterstart-Set unterstützt werden.

Das ist schon mal ein guter Tipp. Immer wieder wird sogar Anfängern von einer Einlaufphase abgeraten. Mit dem Argument, dass man das als alter Hase auch noch nie gemacht hätte. Gerade ein Anfänger sollte aber meiner Meinung nach auf Nummer Sicher gehen und die wichtigste Eigenschaft des Aquarianers trainieren: Geduld.

Die Ansprüche der Fische sind dem Anfänger nicht bekannt. Er hat sich zu wenig über die Ansprüche der Fischarten informiert. Eine mögliche Folge: Es werden Fische in das Aquarium gesetzt, die nicht zusammenpassen (z. B. aggressive und scheue Fische).

Das ist soweit richtig und gut, dass die Verantwortung nicht auf dem Verkäufer im Zooladen abgeladen werden soll. Nur: Wie geht „richtige Information“? Was sind die richtigen Quellen? Facebook-Gruppen, in der Anfänger andere Anfänger beraten? Wie erkennt der Anfänger eine solche Gruppe? Wie kann er erkennen, dass die Informationen, die er bekommt, fachlich richtig sind?

Viel ist nicht immer gut: Oft setzen Aquaristik-Neulinge zu viele Fische in das Aquarium. Eine Faustregel besagt: ca. 1 cm Fisch pro 2–3 Liter Wasser.

Der Klassiker und zugleich der größte Bockmist, den man verzapfen kann. Ganz ehrlich, bei solchen Aussagen dreht sich bei mir der Magen um. Pauschale Formeln, um die Besatzdichte zu berechnen können nicht funktionieren, da unterschiedliche Aquarium Fische Verzeichnis selbst bei gleicher Körpergröße sehr unterschiedliche Ansprüche an die Aquariengröße und Einrichtung haben können. Würde diese Formel stimmen, könnte ein Nimbochromis venustus aus dem Malawisee, der ein äußerst aggressiver Jäger ist, mit seinen 25cm Körpergröße in einem Aquarium mit 75 Liter Volumen gehalten werden. Betrachtet man die Realität, also die tatsächlich benötigte Aquariengröße von ca. 1.000 Litern sollte es sogar demjenigen klar werden, der diese Formeln verbreitet, dass das Blödsinn ist.

Zu gut gemeintes Füttern kann auch nach hinten losgehen. Futterreste vergammeln und darunter leidet die Wasserqualität und darunter wiederum das Wohlbefinden der Fische. Weniger ist auch in diesem Fall mehr wert.

Aha. Und was bitte ist weniger? Was genau ist die richtige Menge? Wie erkennt der Anfänger das? Dass nichts auf dem Aquarienboden liegen bleiben sollte, um nicht an der Stelle zu vergammeln, kann vielleicht noch zwischen den Zeilen gelesen werden.  Die Fütterung der Aquarienfische ist ein Thema, das Beobachtung erfordert und schon vorab die Information, welches Futter für die gepflegten Fische wirklich ab besten geeignet ist. Die Fische selbst sollten beobachtet werden, ob die Bäuche vielleicht im Lauf der Zeit etwas zu rund werden und am wichtigsten: Fische haben kein Sättigungsgefühl! Viele Arten werden also scheinbar immer nach Futter betteln und der Halter darf sich davon nicht einlullen lassen, sondern bei seinem Futterplan bleiben.

Das Aquarium wird zu gründlich gereinigt, z. B. von Algen.

Das ist tatsächlich richtig. Allerdings ist hier nur dann ein Problem zu erwarten, wenn nicht nur von Algen gereinigt wurde, sondern auch der Bodengrund komplett gereinigt und der Filter am besten gleich noch mit komplett neuem Filtermaterial bestückt wurde. Problem ist, dass der Bodengrund und der Filter die größten Träger für die Nitrit abbauenden Bakterien sind. Werden durch die Reinigung diese Bakterienkulturen zerstört, kann deren Wirkung nicht durch die auf anderen Substraten sitzenden Bakterien aufgefangen werden, da deren Zahl viel zu klein ist. Wichtig also: Nur so viel reinigen, wie unbedingt sein muss. Den Filter also nur, wenn der Durchfluss deutlich nachläßt und dann auch nur grob mit temperiertem Wasser abspühlen. Die Filtermaterialien sollten nur dann ersetzt werden, wenn sie ihre Lebensdauer lt. Hersteller hinter sich haben und dann niemals sämtliche Materialien auf ein Mal wechseln.

Es werden zu viele chemische Mittel eingesetzt, um Probleme wie Algen zu lösen.

Leider viel zu pauschales Blabla. Im Grunde ist alles, was wir als Aquarianer im Wasser einsetzen, Chemie. Selbst Wasser ist chemisch: H2O mit vielen anderen Elementen wie Stickstoff, Eisen, etc. Soll der Anfänger jetzt das Wasser weglassen oder nicht zu viel davon verwenden? Wichtig ist es, immer dann, wenn etwas anderes als Wasser ins Wasser gegeben wird, genau zu wissen, wie das Mittel wirkt und wie genau es dosiert und angewendet werden soll. Auch die Wechselwirkungen zwischen mehreren Mitteln sollten bekannt sein. Fehlt das Wissen, sollte besser nichts ins Wasser gegeben werden. Leider empfehlen auch viele Aquarianer in Foren und in den sozialen Netzwerken sehr schnell irgendwelche Mittel. Auch dabei gilt: Der Ratgeber sollte genau erklären können, wie das Mittel wirkt und warum er sich sicher ist, dass es genau für den Fall helfen wird. Kann er das nicht, bitte nicht solchen Ratschlägen folgen.

Fazit:

Wenn solche Listen irgendjemanden helfen sollen, dann bitte mit konkreten Tipps, wie es geht und auf keinen Fall eine Sammlung an pauschalen Floskeln. Die haben noch aus keinen Anfänger einen Aquarianer gemacht.

tom
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6 Kommentare

  1. Nano Aquarium Guide

    Hi,

    sehr gute Tipps die Du hier zusammengestellt hast. Leider deckt sich das mit meinen Erfahrungen, dass viele Tipps die man im Netz und in ein paar Büchern findet, die Aquaristik meist oberflächlich behandeln. Den Tieren zu liebe sollte man sich wirklich vernünftig in die Thematik einlesen und/oder einen guten Fahchhandel aufsuchen.

    LG
    Stefan

  2. Led Aquarium Licht 

    Guten Tag,

    ich betreibe einen Shop für Aquarien Beleuchtung – auch dort erlebe ich immer wieder, dass die „Besitzer“ von Aquarien vieles auf Hobby Basis machen und sich vorher keinerlei Informationen dazu geholt haben. Fachbücher, Internetanleitungen werden komplett ignoriert….. Ich hoffe auf Besserung, dass sich nicht jeder ohne Kenntnisse ein Aquarium anschafft.

    LG

    Thorsten

  3. DerBernd

    Toller Artikel! Ich als Anfänger konnte einiges mitnehmen 🙂

  4. Thorsten

    Hi Tom,

    vielen Dank für deinen Artikel. Ich hätte einige schlechte Erfahrungen als Aquaristiker nicht gemacht, wenn ich deinen Artikel früher gelesen hätte. Besonders der verzicht auf chemische Algenbekämpfer hätte mir viel Ärger mit meinem Aquarium ersparrt. Ich musste monatelang darum kämpfen das ökologische Gleichgewicht wiederher zu stellen. Die Zierfische waren in der Zeit natürlich ausgelagert.

    Ich komme gerne zum lesen wieder 🙂

    Best, Thorsten

  5. Martin

    Hi Tom,

    guter Artikel bis dahin. Ich würde aber eventuell noch einen Punkt ergänzen: Anfänger denken auch leider oft, dass sie lieber erst einmal klein anfangen sollten, kaufen sich dann ein winziges Becken und bekommen das biologische System nicht in den Griff. Anstatt sich vorher zu belesen, dass größere Becken besser geeignet sind.

    • Papppa

      Das ist wohl wahr! Ich persönlich habe gemerkt, dass kleine Becken lediglich als Quarantäne-Becken geeignet sind, in dem kranke oder verletzte Fische behandelt werden können. Die einfachsten Arbeiten in einem Becken unter 100 Liter sind wegen Platzmangel anstrengend und man verliert schnell die Lust. Größere, gebrauchte Aquarien findet man immer wieder für wenig Geld im Netz – es muss kein neues sein.

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